Studie: Medienstrategien im Online-Business

Oktober 30, 2008

Deutsche Zeitschriftenverlage erzielen heute ihre Umsätze im Internet überwiegend mit klassischer Online-Werbung. Zukünftig versprechen sich die Verlage insbesondere von den neuen Erlösquellen Online-Videowerbung und E-Commerce (elektronischer Handel) die höchsten Wachstumschancen. Das klassische Anzeigengeschäft (relativer Anteil am Gesamtumsatz 2007: 46,4 Prozent) bleibt zwar Hauptumsatzquelle der Verlage, allerdings werden sich die Budgets teilweise ins Netz verlagern. Bis 2011 wird für das Internet insgesamt mit einer Erhöhung des Umsatzanteils von 5,4 Prozent in 2007 auf durchschnittlich 13 Prozent gerechnet – dieser Umsatz wird allerdings mit einem Mix von verschiedenen Erlösquellen und Geschäftsmodellen erwirtschaftet. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie „Digitale Erlösquellen für Verlage“, die der Verband Deutscher Zeitschriftenverlege(VDZ) in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG und Prof. Dr. Manfred Schwaiger von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) durchgeführt hat.

Für die Studie wurden die schriftlichen Antworten von 78 Vorständen, Geschäftsführern, Verlags-, Bereichs- und Abteilungsleitern ausgewertet. Die Studie enthält aktuelle Markteinschätzungen und Prognosen, klassifiziert die Erlösquellen der Verlage im Online-Bereich und zeigt potenzielle Umsatzrisiken sowie Investitions- und Kosteneinspar- maßnahmen auf. Die Studie wird ergänzt durch internationale Verlagsprofile aus Europa und den USA.

Mittlerweile sind fast 70 Prozent der Deutschen regelmäßig online. Das birgt ein enormes Werbe- und Transaktions- potenzial, auch für die Verlage, die ihre Vermarktungsstrategien entsprechend justieren. Um die Vermarktung und Umsetzung crossmedialer Kampagnen zu erleichtern, setzen mittlerweile fast zwei Drittel der befragten Verlage auf die gemeinsame Vermarktung von Print und Online“, erklärt Alexander von Reibnitz, Geschäftsführer Digitale Medien und Neue Geschäftsfelder beim VDZ. „Fast 40 Prozent der befragten Verlagshäuser haben zudem im Online-Bereich eine zentrale Anzeigenvermarktung aller verlagseigenen Websites eingeführt.“

Zu den wichtigsten Online-Umsatzquellen im Geschäftsjahr 2007 zählt neben der klassischen Online-Werbung auch die Online-Abonnement-Generierung für die hauseigenen Printtitel. Signifikante Wachstumsimpulse versprechen sich die Verlage außerdem für die Bereiche Online-Videowerbung und E-Commerce. So planen knapp 40 Prozent der Befragten, im Bereich der Online-Videos aktiv zu werden, rund 24 Prozent sind es derzeit bereits. Den Anteil der Online-Videos am Gesamtumsatz in 2011 veranschlagt die Studie mit 4,7 Prozent – Tendenz steigend. „Die Verlagshäuser sind im Begriff, sich zu integrierten Medienhäusern zu entwickeln, die sämtliche Medienkanäle mit ihren Angeboten bedienen können“, so Dr. Markus Kreher, Partner bei KPMG. „Andererseits erschließen sie neue Geschäftsfelder neben der Vermarktung von Inhalten, um über Differenzierungsstrategien von anderen Geschäftsmodellen zu profitieren und ihre Wertschöpfungs- ketten zu verlängern.“

Die vollständige Studie ist unter www.vdz.de erhältlich. Die gedruckte Broschüre kostet 49€, für VDZ-Mitglieder 39€ oder als pdf-Download 59€ (jeweils zzgl. MwSt.).

Quelle: VDZ-Pressemeldung


Prognose: B2B Media Spendings 2008 bis 2012

September 5, 2008

Die Kommunikationsausgaben in den USA werden gemäß einer neuen Prognose von Veronis Suhler Stevenson (VSS), ein Private Equity Unternehmen mit Fokus auf Medien & Kommunikation, in 2008 um 5,4% auf 923,91 Milliarden US$ anwachsen.

Die Werbeausgaben für B2B Medien betrugen in 2007 in den USA insgesamt 24,79 Milliarden US$ und sollen von 2007 bis 2012 bei einem jährlichen Wachstum (compound annual growth rate / CAGR) von 5,9% auf 32,95 Milliarden US$ anwachsen.

In 2007 wurden für „Professional & Business Information Services“ 128,27 Milliarden US$ ausgegeben. Bis 2012 wird in diesem Segment – bei einem jährlichen Wachstum (CAGR) von 10% – ein Umsatz von 206,49 Milliarden US$ erwartet. „Professional & Business Information Services“ gehört damit zu den sechs wachstumsstärksten Sektoren des Kommunikationsmarktes.

Für die gesamten Ausgaben über alle US-Kommunikations- sektoren hinweg wird für 2012 ein Wachstum auf 1183 Milliarden US$ erwartet. Das entspräche einer Wachstumsrate (CAGR) von 6,2% für den Zeitraum von 2007 bis 2012. Interessant dabei ist die Prognose von VSS, dass „Broadcast TV“ in 2008 das größte Werbemedium in den USA wird. Das wäre das erste Mal überhaupt, dass Zeitungen nicht mehr diese Position halten. Für 2011 erwartet man, dass „Broadcast TV“ von den Anzeigenausgaben im Internet überflügelt wird.

Quelle: Veronis Suhler Stevenson


Print wird in Zukunft Online ergänzen

September 3, 2008

York von Heimburg, Vorstand der IDG Communications Media AG, wurde von media sepectrum, interviewt. Bei IDG Deutschland wächst Online demnach mit etwas über 20% am gesamten  Publishing-Umsatz überdurchschnittlich und von Heimburg rechnet damit, dass sich der Online-Umsatzanteil in den kommenden Jahren auf 30 bis 35 % erhöhen wird. In den USA habe IDG bereits einen Online-Umsatzanteil von 37%. In Deutschland veranstaltet IDG über 80 Konferenzen im Jahr die 6% zum Umsatz beitragen.

Für von Heimburg werde Print in Zukunft eine Ergänzung zu Online sein. Print sei dann der Vorbereiter für die Internetnutzung, indem Print die Übersicht zu einem Thema bietet und Online dann die Details liefert. Online setzt dabei auf News und Aktualität.

Die Arbeitsprozesse seien bei IDG bereits komplett verändert, denn es gelte, dass Informationen zuerst Online veröffentlicht werden. Die ganze Verlagsorganisation sei darauf ausgerichtet. Auch neue Medienprodukte werde man zunächst Online umsetzen, bevor man über andere Distributionskanäle nachdenkt. Alle Sales-Leiter sind „Web-only-Leute“. Laut von Heimburg ist es ein Irrglaube, dass man Print retten könnte, wenn man neue Meldungen nicht ins Internet stellt und für Print zurückhalte.

White Paper sind für IDG gemäß Interview ein wichtiges Instrument zur Generierung qualifizierter Leads. Laut von Heimburg sind ca. 400 deutschprachige White Paper in der Datenbank gespeichert. Daneben werden Leads unter anderem auch über Webcasts und E-Newsletter erzeugt. Pro Live-Webcast erlöst IDG ca. 50.000 EUR. Auch in Paid Content sieht man vor allem im B2B-Segment eine Zukunft. IDG hat ca. 30.000 bezahlte Online-Abonnementen.

Bei Print setzt York von Heimburg in Zukunft auf Sonderveröffentlichigungen und Corporate Publishing und im Internet beispielsweise auf den Aufbau von Communities pro Medienmarke.

Quelle: media spectrum, Fachmagazin für Medien & Medienplanung, Ausgabe 5.2008, S. 12 – 15


Neue Private Equity Gesellschaft mit Fokus auf Fachinformationen

September 1, 2008

Die Management Capital Holding AG (MCH) ist eine auf Private Equity Finanzierungen spezialisierte Investmentgesellschaft mit Sitz in München und New York. Mit Gründung der neuen Holding „European Professional Publishing Group (EPPG)“ steigt man in das Fachinformationsgeschäft ein.

Die Gruppe strebt europaweite Beteiligungen an Fachverlagen an und hat sich mit Wirkung zum 1. Juli 2008 die erste Beteiligung an einem B2B-Medienunternehmen gesichert. Es handelt sich um den Mehrheitsanteil der Schuh Gruppe an dem Düsseldorfer Branche & Business Fachverlag. Das Unternehmen publiziert seit 60 Jahren Fachinformationen für die Mode- und Textil-Branche, z.B. das TM Fashion Trendmagazin.

Die Hauptgesellschafter der EPPG und Vorstände der MCH bringen mehrjährige Erfahrungen im Bereich Private Equity und in der Durchführung von Unternehmenskäufen mit. Sie beobachten schon lange den Markt für Fachinformationen. Es handelt sich dabei um Michael Hengstmann (mit Stationen bei One Equity Partners und bei Alix Partners) und um Christof Wahl, dem ehemaligen Kabel Deutschland Chef. Geschäftsführer der EPPG wird Ferdinand von Wrede. Er war zuletzt Leiter der Abteilung Business Affairs beim Süddeutschen Verlag in München war.

Laut Michael Hengstmann ist es Ziel der EPPG „die erworbenen Verlage gemeinsam mit dem bestehenden Management oder den Gründerunternehmern organisch weiterzuentwickeln und bei Bedarf neu auszurichten“.

Christof Wahl beschreibt die Strategie der European Professional Publishing Group wie folgt: „Vor dem Hintergrund der zum Teil erheblichen Veränderungen und steigenden Effizienzerfordernisse in industriellen Prozessen werden neue Anforderungen an die Vermittlung und Aufbereitung von Fachinformationen gestellt. Die Anbieter müssen zunehmend in die Nutzung neuer Medien und weiterer Vertriebskanäle investieren. Mit der EPPG wollen wir auch kleinen und mittleren Fachverlagen die Möglichkeit geben, dieses Potential voll zu nutzen“.

Quelle: http://www.management-capital.de/nachrichten.html

Nachfolgend einige persönliche Anmerkungen:

Aus meiner Sicht könnte die Strategie der EPPG sehr erfolgreich sein. Gerade kleine, inhabergeführte Fachinformationsanbieter haben nicht das Know-how und die finanziellen Mittel, um die neuen Herausforderungen im Bereich digitaler Medien zu meistern. Mit einem finanzstarken und insbesondere auf die Branche spezialisierten Private Equity Investor können Synergien gehoben und Skaleneffekte genutzt werden, die mit jedem weiteren Fachverlag überproportional steigen.

Das gilt insbesondere dann, wenn in einer solchen Gruppe Online-Applikationen mehrfach verwendet werden können. Darüber hinaus ist ein Wissenstransfer im Bereich der Online-Fachmedien denkbar, wenn z.B. auch sehr innovative Anbieter von Online-Fachmedien ein Teil des Portfolios sind. Auch Kostensenkungen bei den Printmedien (DTP & Druck) durch eine günstigere Verhandlungsposition gegenüber den Lieferanten spielen eine wichtige Rolle. Darüber hinaus könnten kleinere B2B-Medienunternehmen Zugriff auf gemeinsame Online-Vertriebskanäle erhalten, die ihnen ansonsten nicht zugänglich wären. Dadurch steigt der Shareholder Value für alle beteiligten Partner, d.h. sowohl für die Private Equity Gesellschaft als auch für die Altgesellschafter der Medienunternehmen.

Durch einen spezialisieren Private Equity Investor erhalten also gerade kleine Fachinformationsanbieter eine Möglichkeit, die von mir bereits im Jahr 2005 im Rahmen meiner Diplomarbeit („Status quo und Entwicklungsperspektiven für Fachmedien – Eine Untersuchung zur Bestimmung neuer Geschäftsfelder und deren strategische Ausrichtung“) geschilderten Struktur-veränderungen zu meistern und können so die dringend notwendigen Handlungsschritte für eine Neuausrichtung rechtzeitig umsetzen. Sehr ähnliche Vorteile ergeben sich selbstverständlich ebenso durch die Einbindung eines kleinen Fachverlages in einen internationalen Medienkonzern.

Bei dem Kauf eines sehr kleinen Fachverlages der sich nur in einer Branche bewegt, ist eine Mehrheitsbeteiligung meines Erachtens sinnvoller als eine Komplettübernahme, da der Gründer oder Inhaber über nicht ersetzbares Branchenwissen und Kontakte besitzt. Natürlich spielt dieser Gesichtspunkt bei allen M&A Geschäften eine wichtige Rolle, jedoch ist er gerade im Bereich der B2B-Medien wesentlich wichtiger als bei anderen Transaktionen z.B. im Bereich der B2C-Medien oder dem Rest des TIME-Sektors (Telecommunication, IT, Media, Entertainment).